Alles, was Du über die verlängerten Handelszeiten wissen musst.
Nachdem wir im vorherigen Abschnitt erfahren haben, was die Börse überhaupt ist und wann die regulären Handelszeiten sind, widmen wir uns jetzt einem besonderen Thema: den verlängerten Handelszeiten. Du fragst dich jetzt vielleicht, warum es verlängerte Handelszeiten überhaupt gibt, warum die “normalen” denn nicht reichen und was es für Besonderheiten gibt.
Der Aktienmarkt oder technisch gesprochen die US-Börsen – insbesondere die New York Stock Exchange (NYSE) und die Nasdaq – sind traditionell zwischen 9.30 Uhr und 16.00 Uhr ET (Eastern Time) bzw. 15:30 – 22:00 MEZ/MESZ geöffnet. Mit der Einführung neuer Technologien und der gestiegenen Handelsnachfrage wurden diese Zeiten jedoch auf den so genannten vorbörslichen (Pre-Market) und nachbörslichen Handel (After-Hours) ausgedehnt.
Pre Market
Der vorbörsliche Handel (Pre Market, auch oft als PM abgekürzt) ist der Zeitraum der Handelsaktivitäten, der vor der regulären Börsensitzung stattfindet. Der vorbörsliche Handel findet in der Regel zwischen 8:00 Uhr und 9:30 Uhr EST an jedem Handelstag statt. Viele Anleger und Händler beobachten die vorbörslichen Handelsaktivitäten, um die Stärke und Richtung des Marktes in Erwartung der regulären Handelssitzung zu beurteilen. Einige Broker ermöglichen den Zugang zum vorbörslichen Handel bereits ab 4:00 Uhr morgens, der Großteil der Broker beginnen den vorbörslichen Zugang allerdings erst um 8:00 Uhr (Was es mit den Brokern auf sich hat, klären wir auch noch). Zu diesem Zeitpunkt nimmt das Volumen gleichzeitig auf breiter Front zu, insbesondere bei Aktien, die aufgrund von Nachrichten oder Gerüchten eine Kurslücke nach oben oder unten aufweisen.
Verstehe die Besonderheiten des Pre Markets
Der vorbörsliche Handel hat im Allgemeinen ein begrenztes Volumen und eine begrenzte Liquidität; daher sind große Geld-Brief-Spannen üblich. Viele Broker bieten den vorbörslichen Handel an, beschränken aber möglicherweise die Arten von Ordertypen, die während der vorbörslichen Periode verwendet werden können.
Der vorbörsliche Handel ermöglicht zwar eine frühzeitige Reaktion auf Nachrichten – speziell bei Ereignissen in Europa oder Großbritannien -, doch kann das begrenzte Handelsvolumen einen trügerischen Eindruck von der Stärke oder Schwäche einer Aktie erwecken, um dann bei der normalen Markteröffnung die Richtung zu wechseln. In der Tat kann der Handel in den frühen Morgenstunden aufgrund der möglichen Verluste durch außergewöhnlich große Geld-Brief-Spannen (Spreads) und wegen des Slippage recht riskant sein. Nur die erfahrensten Händler sollten überhaupt in Erwägung ziehen, außerbörslich zu handeln. Die Strategien, welche Du später lernen wirst, lassen dich nur in den regulären Zeiten handeln.
After Hours
Der nachbörsliche Handel (After Hours, auch gerne als AH abgekürzt) beginnt um 16.00 Uhr US-Ostküstenzeit, nachdem die wichtigsten US-Börsen geschlossen haben. Der nachbörsliche Handel kann bis 20.00 Uhr dauern, obwohl das Volumen in der Regel viel früher abnimmt.
Der Handel in den After Hours kann von Händlern oder Anlegern genutzt werden, wenn nach Börsenschluss Neuigkeiten bekannt werden. In einigen Fällen können die Nachrichten, wie z. B. die Veröffentlichung eines Gewinns, einen Anleger dazu veranlassen, eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen.
Volumen: Das Volumen einer Aktie kann bei der ersten Veröffentlichung der Nachricht in die Höhe schießen, nimmt aber im weiteren Verlauf der Sitzung meist ab. Das Volumen nimmt im Allgemeinen um 18.00 Uhr deutlich ab. Der Handel mit illiquiden Aktien nachbörslich birgt ein erhebliches Risiko.
Preis: Nachbörslich ist nicht nur das Volumen manchmal höher, sondern auch der Preis. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Spreads nachbörslich groß sind. Der Spread ist die Differenz zwischen dem Geld- und dem Briefkurs (Bid- und Ask). Da weniger Aktien gehandelt werden, kann der Spread deutlich größer sein als während der normalen Handelssitzung.
Teilnahme: Als wären Liquidität und Preise nicht schon Grund genug, den nachbörslichen Handel riskant zu machen, macht der Mangel an Teilnehmern ihn noch riskanter. In den meisten Fällen entscheiden sich bestimmte Anleger oder Institutionen unabhängig von den Nachrichten oder dem Ereignis einfach dafür, nicht am nachbörslichen Handel teilzunehmen.
Das bedeutet, dass es durchaus möglich ist, dass eine Aktie nachbörslich stark fällt, um dann am nächsten Tag um 9.30 Uhr wieder zu steigen, wenn viele große institutionelle Anleger die Kursentwicklung nachbörslich anders einschätzen.
Aufgrund des geringen Volumens und der großen Spreads im nachbörslichen Handel ist es viel einfacher, die Kurse nach oben oder unten zu treiben, da weniger Aktien benötigt werden, um eine wesentliche Wirkung zu erzielen. Diese Anfälligkeit vermeiden wir, indem wir uns auf die regulären Handelszeiten beschränken.